003 - Kein Ozean zu tief by Alexandra Flint

003 - Kein Ozean zu tief by Alexandra Flint

Autor:Alexandra Flint [Flint, Alexandra]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Loewe Verlag
veröffentlicht: 2023-10-11T00:00:00+00:00


Kapitel 20

EINE MASKE, DIE ICH NICHT TRAGEN WILL

Kai

»Was hältst du davon: Zwischen Sturm und Windstille – mit dem Segelschiff nach Borkum?«, fragte Lou und schaute zu mir auf.

Ich ließ mein iPad, auf dem ich selbst an einem Text feilte, sinken und sah zu ihr. Lou lag bäuchlings auf dem dicken Teppich im Wohnzimmer unserer Ferienwohnung, während draußen der Regen gegen die Fensterscheiben peitschte und es die Sonne kaum durch die Wolken schaffte.

»Oder ist das zu öde?«

Ich rutschte auf der Couch etwas weiter nach vorne und stützte meinen gesunden Ellenbogen aufs Knie. »Soll ich ehrlich sein?«

»Haben wir das nicht schon geklärt?« Lächelnd legte sie den Kopf ein wenig schief, sodass der unordentliche Knoten auf ihrem Scheitel zur Seite kippte. Bei ihrem Anblick spürte ich wieder dieses ganz bestimmte Kribbeln in meiner Brust aufsteigen, das nicht dort sein sollte. Nicht so.

Neben Lou in diesem Bett zu schlafen, war ein Widerspruch für sich gewesen. Ich hatte die halbe Nacht wach gelegen, ihre Nähe überall gespürt, obwohl das gar nicht möglich sein sollte, und war mehrmals kurz davor gewesen zu fliehen. Weg von Lou, weg von ihrem regelmäßigen Atem, ihrer Wärme, weil es sich gut angefühlt hatte. Zu gut für die Art Partnerschaft, die wir brauchten.

Entschlossen drängte ich diese Gewittergedanken zurück und räusperte mich. Holte den Travelbuddy-Kai hervor, den Lou verdiente. »Okay, du hast es so gewollt. Dein Titel klingt für mich ein wenig wie eine schlechte Doku auf Phönix.« Das letzte Wort hatte kaum meinen Mund verlassen, da traf mich auch schon ein kleines Kissen im Gesicht. »Hey!«

»Eine Doku auf Phönix? Ist das dein Ernst?«

Ihr empörtes Gesicht ließ mich lachen. Und einfach so wischte Lou das Gewitter endgültig beiseite. »Besser als Arte, oder nicht?«

Lou streckte mir die Zunge raus und setzte sich in den Schneidersitz. »Darauf gebe ich dir keine Antwort. Mach lieber einen Vorschlag für meinen Blogbeitrag. Einen sinnvollen.«

Ich lachte leise auf. »Meine Vorschläge sind immer sinnvoll. Wie wäre es mit Über den Ozean – der Beginn unserer Reise? Ich finde, das Wort Ozean hat immer so einen dramatischen Vibe.«

Nachdenklich kräuselte Lou die Stirn und tippte sich mit dem Kuli ans Kinn. »Ist es nicht zu dramatisch für unsere schnuckelige Nordsee?«

»Zu dramatisch ist gerade dramatisch genug. Zumal die Nordsee auch nichts anderes ist als der Beginn des Atlantischen Ozeans.«

»So habe ich das noch nie betrachtet.« Sie nickte und schrieb etwas in ihr Notizbuch. »Ich glaube, den nehme ich.«

Ich tat so, als würde ich mir an einen imaginären Hut tippen. »War mir ein Vergnügen.«

Die goldenen Sprenkel in ihren grünbraunen Augen begannen zu funkeln. Und dieses Funkeln … machte etwas mit mir.

Shit, Kai, ein richtig großes Shit.

»Bild dir darauf jetzt bloß nicht zu viel ein.«

»Würde ich nie wagen.« Warum klang meine Stimme mit einem Mal so rau?

Noch einen Herzschlag länger sah sie mich an, dann widmete sich Lou wieder ihrem ersten Entwurf. Und ich war schlichtweg nicht in der Lage wegzuschauen. Konnte nicht anders, als zu beobachten, wie ihr Stift in rasender Geschwindigkeit über das Papier flog. Wie sich die kleinen Fältchen auf ihrer



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